eine Tasse bitterem Kaffee
schickst du mir an diesem Morgen
obwohl meine Lippen noch nicht trocken sind
vom Trinken des von dir verbreiteten Giftes
voller bewusst von dir erweckte Träume
um meine Freiheit in Ketten zu legen
du irrst
wieviele Jahre schon hälst du mich im
Gefängnis
die erstickende Gefängniszelle hat meinen
Körper geformt
nun ist er immun gegen alle Gefühle, Formen
und Farben
dein Gift tötet mich nicht mehr
erst recht nicht dein bitterer Kaffee
er ist nur ein schwarzer Tropfen, der in
anderen Schmutzflecken aufgeht
und dann abfällt mit dem Schweiß, der aus den
Spalten meiner Wut fließt
sogar Tränen schmecken nun süß wie
Zuckerlutscher
sie schmerzen nicht mehr, sondern machen mich
froh
du lachst und denkst, ich leide
ich lache und sehe dich enttäuscht
deinen Becher leere ich langsam
ohne dass du wüsstest, mit was du ihn noch
füllen könntest
denn alles, was du ausschenkst
bleibt sinnlose Vergeblichkeit
meine Seele wandert bereits
hinaus aus der Liebeslaube, die du mit ranzigem
giftigen Gestank bestreust
nun kannst du mich nicht mehr ungehindert
nehmen
mich vergiften oder mir eine Tasse bitteren
Kaffees schicken
so wie du es heute Morgen getan hast
magst du es auch noch so gerne tun
du wirst es nicht schaffen
denn du hast keine Macht mehr
und ich habe versprochen
nicht mehr im Leiden zu lebenBerlin, Sparrstr.2, 2013